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29.6.2001: Christopher Street Day

3.12.2001: Welttag der Behinderten

21.März 2001: Internationaler Tag gegen den Rassismus

In allen Polyphonia-Radios lief am 21. März ein besonders Programm und sie beteiligten sich darüber hinaus am internationalen Sendetag von Radio Voix Sans Frontières - ein Projekt von Amarc - das zum Internationalen Tag gegen Rassismus weltweit ein 24stündiges Programm ausstrahlte.

Radio Orange 94.0 übernahm die Koordination für den Europäischen Kanal von Radio VSF. Wien war am 21. März der Knotenpunkt für alle europäischen Beiträge, verantwortlich für die Ausstrahlung und Moderation des Europäischen Programms und für die live-Schaltungen zu freien Radios in Europa. Orange 94.0 nutzte die Vorbereitungszeit und das Medieninteresse an diesem Ereignis, um Migrantinnen und Migranten und ihre Organisationen in Österreich aktiv einzubeziehen und sie zu ermuntern, die freien Radios als öffentliche Plattform zu nutzen. Es entstanden neue Kontakte und die enge Zusammenarbeit vor und während dem Aktionstag wird als Erfahrung auch für die Zukunft genutzt werden. Drei neue Programme sind bei Orange 94.0 durch den Aktionstag entstanden. Seither gehen persische Frauen, Kurdinnen und Kurden aus Wien und Frauen aus Lateinamerika regelmäßig on air. Alle setzen sich besonders mit ihrer Situation als MigrantInnen in Österreich auseinander.

Auch in Radio Dreyeckland enstand für den 21. März eine Sonderredaktion, in der RedakteurInnen aus verschiedenen Teams, viele von ihnen aus dem Sendungsbereich In anderen Sprachen, den Aktionstag im Radio planten. Für den Europakanal von Radio VSF produzierten wir Herzlich willkommen - einen Reiseführer über Deutschland aus der Sicht von Migrantinnen und Migranten. Das Polyphonia-Team versuchte außerdem, möglichst viele der rund 50 freien Radios in Deutschland in die Aktionen einzubeziehen, mit dem Tausch von Sendungen, live-Schaltungen am 21. März und einer Beteiligung am internationalen Programm von Radio VSF. In Freiburg wurde am 21. März das übliche Programm von Radio Dreyeckland durcheinandergemischt. Internationale, redaktionsübergreifende Teams moderierten das 24stündige Programm, das in vielen Sprachen, mit eigenen Beiträgen, Studio-Diskussionen, Schaltungen zum live-stream von Radio VSF über den Äther ging. Durch die Öffentlichkeitsarbeit vor und während dem Aktionstag in Freiburg klinkten sich neue Gruppen ein, die das Radio vorher noch nicht genutzt hatten. Die Erfahrung des gemischten Sendens war für alle Beteiligten spannend und machte Lust auf weitere Experimente.

Radio Contrabanda legte in der Vorbereitung des 21.3. den Schwerpunkt darauf, die freien Radios mit Bewegungen und Projekten der MigrantInnen in Spanien zu vernetzen. Dem ging eine Bestandsaufnahme über schon bestehende Verbindungen und Kooperationen voraus, die über eine direkte Befragung der freien Radios in Spanien ermittelt wurden. Dabei kam heraus, wie erschreckend wenig MigrantInnen in den alternativen Medien präsent sind, insbesondere die Frauen. Deshalb konzentrierten wir uns darauf, schon bestehende Kontakte zu verstärken und hierbei andere Radios mit einzubeziehen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Spanien ging es auch darum, Kontakt zur Bewegung der Sin papeles zu schaffen, um aus ihrer Sicht über ihren Protest und Kampf berichten zu können.
Am 21.3 wurden, über den Tag verteilt, verschiedene Sendungen zum Thema ausgestrahlt. In Spanien und vor allem in Barcelona wurde der Kampf vieler MigrantInnen, die sich in Kirchen einschlossen und zum Teil in Hungerstreik getreten waren, aus unmittelbarer Nähe miterlebt und somit prägten diese Ereignisse die Aktivitäten, Informationen und Sendungen in Radio Contrabanda sehr: dokumentiert durch Interviews mit Migrantinnen, Berichte über zivilen Ungehorsam gegen fremdenfeindliche Gesetzte, in Diskussionsforen. Und natürlich schalteten auch wir uns live in das Programm von Radio VSF.

Radio Ondarossa versuchte in der Vorbereitungszeit für den 21.3., möglichst viele RedakteurInnen in die Aktion einzubeziehen. Gruppen und Projekte, die bisher wenig Verbindung zum Radio hatten, luden wir zu diesen Redaktionssitzungen ein. Schon beim ersten Treffen im Januar wurde deutlich, dass es viele Gruppen gibt, zu denen Radio Ondarossa keinen Kontakt hat und dass außerdem die meisten Gruppen nichts von einander und ihrer Arbeit gegen Diskriminierung wissen. Aus diesem Grund wird Ondarossa mit Polyphonia versuchen, als freies Radio über das Thema Diskriminierung aus Sicht der Betroffenen zu berichten und mit Informationen über aktive Gruppen einen Kontakt zwischen den verschiedenen Organisationen zu vermitteln. Es soll nicht über Diskriminierung und diskriminierte Menschen berichtet werden, sondern die Betroffenen sollen am Mikrophon für sich selbst das Wort ergreifen. Das ist nur möglich durch direkte Kontakte, die auch von anderen freien Radios in Italien aufgenommen werden können. Genau das wurde am 21.3. ausprobiert. Es gab verschiedene Programme, die von MigrantInnen gestaltet wurden. Sehr spannend war eine Radio-Debatte zur sozialen und politischen Situation von Flüchtlingen in Italien. Hier diskutierten Vertreter der kolumbianischen und skrilankischen Communities, Aktive aus der Bewegung gegen die Flüchtlings-Sammellager in Italien und Vertreter einer Selbsthilfeorganisation, die sich für die Menschenrechte der Flüchtlinge in Italien einsetzen. Eine Stunde dieser Diskussion hat Radio VSF live ausgestrahlt, mit einem internet live-stream - für Radio Ondarossa eine technische Premiere, die es auch möglich machte, dass andere freie Radios in Italien das Programm übernahmen.

 

Aktionen zum Christopher Street Day 2001

Insgesamt drei Stunden lang knisterte die Luft zwischen Rom, Wien und Freiburg am Christopher Street Day 2001: Radio Dreyeckland, Orange 94.0 und Radio Ondarossa waren zum ersten Mal in ihrer Geschichte durch einen Livestream miteinander verbunden. Zwischen 12 und 15 Uhr sendeten alle drei Radiostationen dasselbe Programm, das sich rund um das schwule, lesbische, bi- und transsexuelle Leben in den jeweiligen Ländern drehte.
Doch das Abenteuer einer ersten gemeinsamen Sendung, die auf Englisch, Italienisch und Deutsch empfangen werden konnte, warf auch Schwierigkeiten auf: Radio Contrabanda aus Barcelona konnte wegen technischer Probleme seinen Beitrag zum CSD 2001 nicht streamen. Ebenfalls komplizierter als erwartet gestaltete sich der Versuch, miteinander zu telefonieren: Die Konferenzschaltung zwischen Deutschland, Österreich und Italien verhallte mit dem Echo des Live-streams buchstäblich in den unendlichen Weiten des Äthers.
Nicht in den Weiten des Weltraums, sondern auf dem CSD 2001 wurde deutlich, dass Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle nichts von ihrer Energie im Kampf gegen Diskriminierung verloren haben. Menschen aus ganz Italien kamen am 29. Juni zum Gay Pride nach Rom. Radio Ondarossa war life vor Ort und hat mit VertretertInnen der Queer-Bewegung gesprochen. Dabei ging es sowohl um die Situation von Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden, als auch um die Situation der Bewegung in Italien und Europa insgesamt. Bereits im Vorfeld zum CSD 2001 hatte Radio Ondarossa verschiedene Veranstaltungen organisiert und Sendungen ausgestrahlt, die sich mit dem Thema Antidiskriminierung beschäftigten. Eine zweistündige Live-Diskussion mit Silvia Rivera gehörte dabei zu den Höhepunkten. Silvia Rivera ist eine der Aktivistinnen, die bei den Protesten 1969 am Stonewall Inn beteiligt waren. Diese Sendung wurde auch von anderen freien Radios in Italien übernommen und ausgestrahlt. Ebenfalls auf großes Interesse stieß ein Workshop zum Thema Transsexualität. An zwei Abenden informierte eine Vertreterin der Transgender-Bewegung über Schwierigkeiten und Probleme, die mit einer operativen Geschlechtsumwandlung verbunden sind.
Transsexualität wurde auch bei Radio Dreyeckland in Freiburg thematisiert. Teilnehmerinnen des Lesbenfrühlingstreffens, das wenige Wochen vor dem CSD in Rostock stattgefunden hatte, diskutierten in einer Studiodebatte über den Umgang mit transsexuellen Männern beziehungsweise Frauen innerhalb der Szene. Ein anderer Schwerpunkt bei Radio Dreyeckland war die Frage nach der aktuellen gesellschaftspolitischen Bedeutung des CSDs. Unter dem Motto "Ist der CSD heute mehr als ein Event?" diskutierte eine Gruppe schwuler Männer über die Gründe, die dafür verantwortlich sein könnten, dass sich immer weniger Schwule politisch gegen Stigmatisierung und Diskriminierung engagieren. Weitere Beiträge beschäftigten sich mit der Situation von jüdischen Schwulen und Lesben, mit Rassismus und Antisemitismus in der Schwulenbewegung und der doppelten Diskriminierung als Homosexuelle und Behinderte. Eine Live-Übertragung vom schwul-lesbischen Straßenfest in Freiburg ergänzte im August die Aktionstage im Juni.
Um das Problem der doppelten Diskriminierung ging es ferner bei einer Tagung, die Radio Contrabanda am 28. Juni veranstaltete. Hier lag einer der Schwerpunkte bei der zweifachen Unterdrückung als Frau und als Lesbe. Verschiedene Lesbengruppen aus Barcelona diskutierten einen Tag lang über Strategien im Kampf gegen die alltägliche Diskriminierung von Lesben. Thematisch ging es um die unterschiedlichen Strategien, die die einzelnen Gruppen vertreten, um die herrschende Vorstellung von "Normalität" zu bekämpfen. Weitere Themen waren die unterschiedlichen Formen von Diskriminierung, denen Lesben und Schwule ausgesetzt sind und mögliche Strategien in der Öffentlichkeitsarbeit. Doch nicht nur die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung war Gegenstand des Aktionstags bei Radio Contrabanda, sondern auch der CSD selbst. Die Hörer und Hörerinnen von Contrabanda konnten bereits einen Tag vor dem schwullesbischen Großereignis erfahren, was in Madrid, Zaragoza, Bilbao und Valencia geplant war.
Richtig heiß wurde es bei Orange 94.0: Unter dem Motto "Hitzewellen in den freien Radios in Österreich" sendeten sie sechs Tage lang rund um den Europride der 2001 in Wien augetragen wurde, ihr Programm "queerattack.oag". Zu hören gab es ein Interview mit Drag King Dianne Torr, eine schwul/lesbische Hitparade und zahlreiche andere Beiträge, die sich mit der Diskriminierung von Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung auseinandersetzten. Im Vordergrund stand dabei, den gängigen Klischees über Schwule und Lesben unterschiedliche Innen- und Außenansichten entgegenzustellen. In Zusammenarbeit mit den freien Radios "Helsinki" aus Graz und "FRO" aus Linz entstand ein gemischtes Programm mit Infos zum Coming-out, Tipps und Berichten zu den Europride-Veranstaltungen in Wien, einer Lesbencollage, einer lesbischen Stadtführung durch Wien und vieles mehr. RadiomacherInnen von "FRO", "Helsinki" und Orange 94.0 nahmen das Thema der sexuellen Diskriminierung in ihren Sendungen auf, das sie aus ihren jeweiligen Interessensfeldern heraus bearbeiteten. Zum einen waren es Radiomachende, die sich selbst wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert fühlen und/ oder sich in ihren regulären Sendungen ohnehin mit der Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen beschäftigen. Zum anderen haben sich RadiomacherInnen konkret anlässlich des CSDs 2001 dafür entschieden, dieses Thema öffentlich zu machen. Neben dieser Kooperation mit "Helsinki" und "FRO" fand auch ein reger Programmaustausch zwischen Orange 94.0. und anderen freien Radios auf nationaler und internationaler Ebene statt. Das Radiomagazin "Dyke-Time" aus Graz sowie verschiedene Sendungen von Radio Lora aus Zürich und dem Freien Radio aus Stuttgart konnten so zwischen dem 25. und 30. Juni in Wien gehört werden.
Neben dem Programmaustausch und der Zusammenarbeit zwischen den Polyphonia-Projektpartnern gab es auch zahlreiche Kooperationen mit anderen europäischen freien Radios.
Auch innerhalb der einzelnen Radios haben sich verschiedene Redaktionen, die im alltäglichen Radiobetrieb nichts oder nur wenig miteinander zu tun haben, auf gemeinsame Sendungen und Aktionen verständigt.
Doch wesentlich für das erfolgreiche Gelingen des Polyphonia-Aktionstages am 29.Juni war die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gruppen, Verbänden und Einzelpersonen, die sich im Kampf gegen sexuelle Diskriminierung engagieren.

 

Barrieren abbauen: Menschen mit Behinderung in den freien Radios

Menschen mit Behinderung spielen in den freien Radios zu selten eine Rolle - weder als RadiomacherInnen, noch als Thema in den Sendungen. Dabei könnten gerade die freien Radios ein wichtiges Forum für Menschen sein, die tagtäglich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung kämpfen müssen. Das Projekt Polyphonia hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verändern. Gemeinsam mit Behindertenorganisationen, Handicap-Redaktionen und RadiomacherInnen wurden Vorschläge erarbeitet und Möglichkeiten diskutiert, um behinderten Menschen in den freien Radios einen Raum zu geben. Deutlich wurde dabei, dass es vor allem darum gehen muss, sowohl innerhalb der einzelnen Radios und Redaktionen als auch in den Medien insgesamt Hindernisse und Barrieren abzubauen.

In Deutschland nahm Radio Handicap, das bei "Rundfunk Meißner" in Hessen auf Sendung geht, den Impuls von Polyphonia auf und initiierte im Oktober 2001 das erste "Forum für Menschen mit Handicap in den Medien". Insgesamt 15 Verbände und Medien nahmen an dieser Tagung in der Reha-Klinik Lichtenau teil. Herausgekommen sind zahlreiche Ideen und Vorschläge für ein gemeinsames medien- und behindertenpolitisches Handeln. So wurde auch beschlossen, die Medienkompetenz von Menschen mit Behinderung mittels Fortbildung gezielt zu fördern. Ein Vorhaben, das bei der Tagung der Aus- und FortbilderInnen der freien Radios in Deutschland Anfang 2002 aufgegriffen und diskutiert wurde.

Am 3. Dezember, dem so genannten Welttag der Behinderten, organisierten Radio Contrabanda, Radio Ondarossa, Orange 94.0 und Radio Dreyeckland ihren dritten gemeinsamen Polyphonia-Sendetag. Dieser Aktionstag stellte dabei den vorläufigen Höhepunkt einer langfristig angelegten Auseinandersetzung mit dem Thema "Behinderung" dar. Er war zugleich ein wichtiger Impuls für RadiomacherInnen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich auch zukünftig gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung engagieren wollen. Bereits auf der Polyphonia-Tagung in Freiburg vom April 2001 wurde deutlich, wie notwendig beispielsweise eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Handicap-Redaktionen der freien Radios ist. Radio Handicap aus Hessen hat die Idee einer Vernetzung dieser Redaktionen aufgegriffen und sich aktiv für den verstärkten Sendeaustausch eingesetzt. Sowohl die Polyphonia-Projektpartner als auch andere freie Radios in Europa nutzen inzwischen das Sendungsangebot von verschiedenen Handicap-Redaktionen.

Der Polyphonia-Aktionstag am 3. Dezember 2001 wurde von den vier Projektpartnern unterschiedlich gestaltet. Radio Dreyeckland aus Freiburg sendete zwölf Stunden lang ein Programm, das sich mit den sichtbaren und unsichtbaren Barrieren beschäftigte, mit denen behinderte Menschen täglich konfrontiert werden. Zu hören war ein Mitschnitt der Konferenz "Freedom of Thought" vom Sommer 2001. Hier hatten Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen über das Thema "Menschenrechte in der Psychiatrie" berichtet. In einer Studiodebatte diskutierten Vertreter von Selbsthilfegruppen aus Freiburg über Schwierigkeiten und Fortschritte im Kampf für eine barrierefreie Stadt. Außerdem wurde die Band "Station 17" aus Hamburg porträtiert, in der behinderte und normalbehinderte Musiker spielen. Und wichtig war für Radio Dreyeckland nicht zuletzt, dass nach dem Sendetag ein fester Sendeplatz zum Thema Handicap, mit neuen Redaktionen entstanden ist.

Nicht nur einen Sendetag, sondern einen ganzen Monat lang drehte sich bei Orange 94.0 aus Wien alles um das Thema "Medien und Behinderung". Orange 94.0 initiierte mehrere Diskussionen am runden Tisch, die sich hauptsächlich um zwei große Themenblöcke drehten. Zum einen wurde diskutiert, wie das Thema "Behinderung" in den Medien generell behandelt und dargestellt wird und welche Strategien es gibt, diese Bilder und Klischees zu bekämpfen. Zum anderen wurde darüber gesprochen, wie der Zugang zur aktiven Medienteilnahme für Menschen mit Behinderung erleichtert werden kann. Dabei ging es auch um konkrete Möglichkeiten und Mittel, die freien Radios haben oder brauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Über diese "Runden Tische" wurden neue Kontakte geknüpft und Kooperationen zwischen verschiedenen Behindertenorganisationen vereinbart. Aus ihnen entstand außerdem eine Sendereihe zum Thema "Medien und Behinderung", die im Dezember ausgestrahlt wurde. Noch in Vorbereitung ist eine Reihe mit Hörspielen, die von Menschen mit geistiger Behinderung gestaltet werden soll. Über die öffentliche Auseinandersetzung zum Thema "Behinderungen in den Medien" entstand darüber hinaus eine Kooperation mit dem Ministerium für Soziales in Österreich. Orange 94,0 wird in einer Sensibilisierungskampagne, die in Österreich im Rahmen der "Behindertenmilliarde" gestartet wird, für die audiophone Umsetzung der Kampagne vorgeschlagen.

Radio Contrabanda aus Barcelona beschäftigte sich am Polyphonia-Sendetag in erster Linie mit der Situation von Frauen mit Behinderung. Den Radiomacherinnen ging es dabei um das Phänomen der Doppel- und Mehrfachdiskriminierung in einer sexistischen, homophoben, rassistischen und behindertenfeindlichen Gesellschaft, der behinderte Frauen ausgesetzt sein können. Eine spannende und kontroverse Diskussion entzündete sich am Thema "Sexualität". Dass behinderte Frauen oftmals mit dem Stigma der Asexualität versehen werden, wurde dabei als eine weitere Form der Diskriminierung wahrgenommen und kritisiert. Per Telefon war Radio Contrabanda an diesem 3. Dezember mit mehreren freien Radios und Behindertenorganisationen in Spanien verbunden. So war es möglich, von Aktionen und Diskussionen in anderen Städten zu erfahren, die sich mit dem Thema "Behinderung" auseinandersetzen.

Auch Radio Ondarossa suchte für die Gestaltung des Sondersendetags den direkten Kontakt zu Gruppen, die seit Jahren für, bzw. als Menschen mit Behinderung aktiv sind. Um den Radiotag vorzubreiten, nahm Radio Ondarossa an verschiedenen Initiativen teil und besuchte als "mobiles Sendekombinat" Veranstaltungen und Feste, begleitete Gruppen z.B. bei Treffen in Schulen, beim Flugblattverteilen oder besuchte sie in ihren eigenen Räumen. Zum Teil berichteten die RedakteurInnen von Radio Ondarossa selbst, zum Teil wurden temporäre Redaktionen eingerichtet, in denen Menschen mit Behinderung eigene Sendungen machten, in ihrer Sprache und mit ihren eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Zum Abschluss dieser Initiativen kamen viele Beteiligten am 3. Dezember ins Studio, wo einen Tag lang viel von dem gesendet wurde, was das mobile Team gesammelt hatte. In Live-Diskussionen und Interviews mit Betroffenen und ihrer BetreuerInnen ging es u.a. um die Forderung nach kostenloser Assistenz, um eine Kritik der italienischen Sozialgesetzgebung und des Gleichstellungsgesetzes und um die Schwierigkeiten am Arbeitsplatz.

Radio Ondarossa, Radio Contrabanda, Orange 94.0 und Radio Dreyeckland ist es am "Welttag der Behinderten" gelungen, sowohl die HörerInnen als auch die RadiomacherInnen für das Thema der Diskriminierung von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren. Die Polyphonia-Projektpartner haben sich mit anderen freien Radios, Behindertenorganisationen und engagierten Einzelpersonen vernetzt, um auf diese Weise die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit im Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu schaffen. Auch an diesem dritten Polyphonia-Aktionstag des Jahres 2001 kam es zu einem regen Programmaustausch zwischen den verschiedenen europäischen freien Radios und den einzelnen Handicap-Redaktionen. Das Ergebnis dieser redaktions- und radioübergreifenden Zusammenarbeit war ein spannender, informativer und konfrontativer Sendetag. Darüber hinaus sind Ideen für neue Projekte entstanden, die in diesem Frühjahr realisiert werden sollen.


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